Dienstag, 1. September 2015

Olympische Spiele: Viele lieben sie, niemand will sie ausrichten

Mehrere Milliarden Menschen fiebern alle zwei Jahre vor dem Fernseher, dem Computer oder in den Stadien mit den Sportlern mit, die um die wohl wichtigsten Medaillen ihres Leben kämpfen. Die Olympischen Sommer- und Winterspiele sind ungebrochen populär. Sie sind die größten sportlichen Ereignisse weltweit und versprechen Spannung und Action für Jung und Alt. 
Doch egal wie beliebt sie sind, immer weniger Länder und Städte sind bereit sie auszurichten. Bei der Vergabe der Winterspiele 2022 standen dem IOC noch Peking in China, eine Stadt weit entfernt von Schnee und Eis, und Almaty in Kasachstan zur Verfügung. Zwei nicht gerade optimale Kandidaten. Beide Staaten werden von autoritäre Regime, die sich wenig um Menschenrechte scheren, beherrscht, in beiden Städten sind nur wenige Anlagen, die für die Ausrichtung der Spiele nötig sind, vorhanden, bei beiden Staaten würden Geldmittel für luxuriöse Anlagen verschleudert, die dringend benötigt würden, um die Lebensbedingungen in den betreffenden Ländern auf ein menschenwürdiges Niveau zu bringen. Doch alle anderen Bewerber, darunter auch München in Deutschland und St. Moritz in der Schweiz, hatten ihre Bewerbungen zurückgezogen, oft weil der Rückhalt in der Bevölkerung fehlte. Doch warum scheuen sich immer mehr Städte davor die Olympischen Sommer- oder Winterspiele auszurichten, obwohl diese doch ungebrochen populär sind.

Ein wichtiges und wohl auch das schlagkräftigste Argument gegen die Olympia sind die Kosten. Meistens sind Milliarden von Euro nötig, um eine Stadt mit den nötigen Anlagen und Einrichtungen auszustatten. Diese Kosten werden zum größten Teil von den Kommunen, die sich oftmals hoch verschulden müssen, getragen. Den Gewinn aus Übertragungsrechten, Sponsoren und Ticketpreisen sichert sich währenddessen das IOC. So müssen die ausrichtenden Städte oftmals mit starken Verlusten durch die Spiele rechnen.
Gleichzeitig erlauben zahlreiche Verträge, die eine Stadt mit dem IOC abschließen muss, wenn sie die olympischen Spielen ausrichten wollen, dem IOC zahlreiche Eingriffe in die Stadtpolitik. Der IOC verlangt von der Stadt zum Beispiel die Haftung für mögliche Defizite zu übernehmen. Da viele Menschen dem IOC, der als Korrupt und Intransparent gilt, misstrauen, sind diese Verträge in der Bevölkerung oftmals nicht gerade beliebt.  
Des weiteren müssen in der Stadt scharfe Sicherheitsvorkehrungen durchgesetzt werden, da die Olympischen Spiele generell als Ziel von Terroranschlägen gelten. Viele Bürger klagen darüber, dass sie während den Spielen mit einer Art Ausnahmezustand leben und Überwachung und generelles Misstrauen ihnen gegenüber hinnehmen müssen. 
Die gewaltigen Arenen und Stadien, die für die Spiele mit viel Geld errichtet wurden, stehen nach den Spielen oftmals leer. Ein gutes Beispiel dafür ist Sotschi. In dem Badeort am Schwarzen Meer, in dem 2014 die olympischen Winterspiele ausgerichtet wurden, wurden riesige Eisstadien errichtet, die heutzutage, da es keine örtlichen Sportvereine gibt, die sie nutzten könnten, völlig leer stehen und Millionen an Unterhalt verschlingen. Dass ist die Bewohner eines Austragungsortes auch nach den Spielen von den errichteten Anlagen profitieren könnten und die Spiele so nachhaltig wären, ist also in den meisten Fällen schlicht und ergreifend unwahr. 
Doch nicht nur für die Kommunen und ihre Bürger haben die olympischen Spiele negative Folgen, auch die Umwelt leidet oftmals unter den Spielen. Bei der Planung von Pisten, Stadien und Hotels wird selten auf die Natur Rücksicht genommen und auch die Müllentsorgung bereitet oftmals Probleme. So wurden in Sotschi mit der Duldung der Behörden zahlreiche illegale Müllkippen angelegt, da die öffentlichen einfach nicht die Kapazität hatten, um die enormen Mengen von Müll, die durch die Spiele entstanden, aufzunehmen. 

All dies erweckt bei vielen Bürgern den Eindruck, dass es bei den olympischen Spielen nicht mehr um fairen Sport für sie und Völkerverständigung geht, sondern vor allem um Profit für den IOC und die Sponsoren. Für sie macht es keinen Unterschied, ob die Spiele vor ihrer Haustür oder tausende Kilometer von ihnen weg stattfinden, vor allem weil sie selbst unter den Spielen mehr leiden, als von ihnen zu profitieren. Daher bewerben sich immer weniger Staaten, in denen die Bürger letztlich die Entscheidung über die Ausrichtung fällen, und machen so Platz für menschenverachtende Diktaturen, in denen der Wille des Volkes wenig zählt.


Wenn die olympischen Spiele in Zukunft nicht mehr die Bühne für den Größenwahnsinn einzelner Autokraten und Diktatoren, die bei ihren Inszenierungen über die Leichen ihrer Bürger gehen, sein sollen, muss der IOC das Image der Olympischen Spiele grundlegend verändern. Von der Werbeveranstaltung, die einzig dem Profit der Sponsoren und der Inszenierung von Größenwahn der Ausrichtenden Diktatoren dient, müssen die Olympischen Spielen wieder zu einem Sportfest für Sportler und Menschen, bei dem fairer Wettkampf und Völkerverständigung im Vordergrund stehen, werden, als das sie eigentlich gedacht waren.

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