Montag, 31. August 2015

US-Präsidentschaftkandidaten werden vorgestellt: Bernie Sanders

Der stärkster Konkurrent Clintons im Rennen im die Demokratische Nominierung und wohl die ungewöhnlichste Persönlichkeit, die bei den demokratischen Vorwahlen antritt, ist Bernie Sanders. Der, sich selbst als „Demokratischer Sozialist“ bezeichnende, Nachfahre polnisch-jüdischer Einwanderer, will die USA, nach dem Vorbild der skandinavischen Staaten, in einen Sozialstaat umwandeln. Dafür will er die Steuern für die Spitzenverdiener und großen Unternehmen anheben, eine Bürgerversicherungen einführen, Großbanken zerschlagen, eine Justizreform einleiten und die Infrastruktur investieren. Obwohl solchen Linksaußen in der amerikanischen Politik normalerweise keine Chance haben, scheint der parteilose Senator aus Vermont, der sich der demokratischen Fraktion im Senat angeschlossen hat, vor allem bei jungen Amerikanern gut anzukommen. Bei seinen Wahlkampfveranstaltungen versammeln sich mehr Menschen, als bei denen irgendeines anderen Kandidaten und in einigen Umfragen ist er Clinton eng auf den Fersen.

Bernie Sanders wurde 1941 als Sohn polnisch-jüdischer Einwanderer in Brooklyn, New York, geboren. Der in Europa zurückgebliebene Teil seiner Familie wurde größtenteils von Nazis ermordet. Nach seiner Schulausbildung studierte Sanders zunächst in New York Psychologie, wechselte nach einem Jahr nach Chicago, um dort politische Wissenschaften zu studieren. Während seines Studium engagierte er sich in der Bürgerrechtsbewegung und nahm 1963 am Marsch auf Washington, bei dem Martin Luther King seine Berühmte „I have a Dream“-Rede hielt, teil. Nach Abschluss seines Studiums hielt er sich in Israel auf und besuchte mehrere Kibbuzim. 
Schließlich kehrte er jedoch in die USA zurück, wo er sich mit seiner Frau und seinem Sohn in Vermont niederließ. In Vermont war er weiter Teil der Anti-Kriegs-Bewegung und trat der Liberty Union Party, einem politischen Arm der Bewegung bei. Für diese Partei ließ er sich bei zahlreichen Wahlen aufstellen, konnte jedoch keine einzige für sich gewinnen. So trat er 1977 aus der Liberty Union wieder aus und kandidierte 1981 als Unabhängiger für das Amt des Bürgermeister von Burlington, der größten Stadt Vermonts. Er schaffte er tatsächlich die Wahl für sich zu entscheiden und drei mal wiedergewählt zu werden. 1991 wurde er ins Repräsentantenhaus der USA gewählt, wo er bis 2007 der einzige parteiunabhängige Vertreter war. 2006 wurde Senator für Vermont. Im Senat schloss er sich der Fraktion der Demokraten an. 
Seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten gab er am 30. April 2015 bekannt.

Politisch steht Bernie Sanders weit links von allen anderen Kandidaten. So bemängelt er bei seinen Auftritten immer wieder, dass das reichste 1% der US Amerikaner 20% des verfügbaren Einkommens auf sich vereint, während in den Familien der Unterschicht beide Elternteile und zum Teil sogar die Kinde, wenn sie volljährig sind, arbeiten müssen und das Geld trotzdem nicht reicht. Eine gerechtere Verteilung des Einkommens ist sein Erklärtes Ziel. Dafür fordert er einen Mindestlohn von 15 USDollar pro Stunde. 
Seine Erklärten Feinde sind die sogenannte Milliardärs-Klasse und die großen Unternehmen. Sanders will ihren Einfluss auf die Politik abschaffen, in dem er eine staatliche Finanzierung von Wahlkämpfen, anstatt der üblichen Großspenden von Industriellen an die Kandidaten, durchsetzen will, die Steuern für sie erhöhen und Steuerhinterziehung hart bekämpfen. Große Banken, die seiner Meinung nach zuviel Einfluss auf die Wirtschaft haben, will er zerschlagen.
Für die Mittel- und die Unterklasse, die er als Präsident repräsentieren besonders möchte, verspricht er kostenfreie Bildung, Medizinische Versorgung für alle und Beschäftigungsprogramme.
Außenpolitisch setzt Sanders auf die wirtschaftliche Kraft der USA. So will im Streit mit Putin weiter auf Sanktionen und Diplomatie setzten. Militärische Aktionen lehnt Sanders ab.
Den Klimawandel hält er für real und will eine Energiewende, weg von fossilen, hin zu regenerativen und umweltverträglichen Energiequellen machen.

Würde Bernie Sanders tatsächlich Präsident der USA, stände ein gewaltiger Umbruch bevor. Fragwürdig ist nur, ob der Sozialist tatsächlich die Mehrheit im Kongress zusammenbekommen würde, um die sozialen Reformen, die er versprochen hat, anzugehen. Tatsachlich ist ein Sieg Sanders jedoch mehr als unwahrscheinlich. Die Hochs in den Umfragen, die er bis jetzt verbuchen konnte und auch die Tatsache, dass er es schafft, seinen Wahlkampf ohne Großspenden, nur durch kleine Spenden, die von Bürgern und nicht von Unternehmen kommen, zu finanzieren, sind zwar beeindruckend, im Großen und Ganze ist Sander aber zu unangepasst, um tatsächlich eine Chance zu haben.

Doch all dem zu trotz zeigt sein Erfolg doch deutlich, dass in den USA ein neues Zeitalter angebrochen ist. Sozialist ist längst kein Schimpfwort mehr und Konzepte wie Sozialdemokratie und demokratischer Sozialismus haben wohl eine große Zukunft in Übersee vor sich. 

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