Dienstag, 6. Oktober 2015

Demokratie: Von Demokratie, besorgten Bürgern, Putin und Bildung.

Die Welt der rechten Verschwörungstheoretiker, der selbsternannten besorgten Bürger und der Internet Hetzer ist eine scharf in Hell und dunkel unterteilte Welt. Doch natürlich ist die helle Seite wie stets heftigen Angriffen und schrecklichen Bedrohungen ausgesetzt. Zur Zeit sogar von mehreren Seiten. 

Da wäre zum einen die sogenannte Migrantenwaffe, die von den USA/Israel/Saudi Arabien/Freimaurern ausgelösten und gelenkten Flüchtlingsströme, die einzig und allein das Ziel haben, das kulturell haushoch überlegene Abendland durch Islamisierung zu instabilisieren und letztlich zu zerstören.
Des weiteren wären da die Kanzlerin, die linksgrünroten Gutmenschen und die multiethnische USA, denen die Flüchtlingsströme gerade recht kommen, da sie in ihrem Rückenwind die politische Korrektheit und die damit verbundene Abschaffung der christlichen Moralvorstellungen und perverse Versexualisierung der Gesellschaft, in der die Ehe auf einmal kein reines Zweckbündnis mit dem Ziel in kürzester Zeit möglichst viele Kinder zu produzieren zwischen einem Mann und einer Frau ist, sondern ein Lebensbund zwischen zwei Menschen die sich lieben, durchzusetzen. 
Und nicht zu vergessen TTIP und die damit verbundene, von Zeit zu Zeit auch jüdische, Hochfinanz, die den radikalen Räuberkapitalismus auch in Europa durchsetzen will und nicht einmal vor erfundenen Anschuldigungen und krassen Lügen zurückschrecken, um den alteingesessenen deutschen Mittelstandsunternehmen, wie VW, zu schaden. 
Die Bilanz aus all diesen absurden, aus gefestigten Vorurteilen entstandenem Ängsten ist klipp und klar: Europa schafft sich ab. Schuld daran sind die üblichen Schuldigen, die korrupten Politikeliten, die Lügenpresse, die geldgierige Hochfinanz, die muslimische Umma, die Gemeinschaft aller Muslime, die danach strebt die ganze Welt zu islamisieren und natürlich die machtsüchtige USA. 

Doch dieser verruchten Allianz aus westlicher Dekadenz, sturem Gutmenschentum und islamischen Terror steht natürlich ein strahlender Ritter der alten Werte und Ordnung gegenüber, der bereit ist auch mit brachialen Methoden die helle Seite zu verteidigen. Wladimir Putin, der Autokrat im Osten, der im Augenblick dabei ist, seine Macht im eigenen Land auszubauen und die letzten Reste Opposition zu beseitigen, wird mehr und mehr der neue Held der radikalen bürgerlichen Rechten in Deutschland. 

Diese Begeisterung zeigt, warum die irrationalen Ängste und radikale politische Einstellung dieser rechten Putin-Versteher für die demokratische Grundordnung darstellen. Die sture Unterteilung des politischen Spektrums in gut und schlecht, ohne rationale Überlegungen über Motivation und Ziele politischer Personen und Gruppen, legt stets den Verdacht nahe, dass Entscheidungsträger oder Volksvertreter, die nicht in allen Punkten der eigenen Überzeugung entsprechen handelt, von der dunklen Seite gekauft wäre. Außerdem verhindert sie, dass Kompromisse, ohne die keine Demokratie möglich wäre, nachvollzogen werden können. 
So werden aus Politikern, die noch andere Interessen als die dieser Rechten beachten und vertreten müssen, ganz schnell zu Volksverrätern, alle Menschen, die nicht die Meinung dieser besorgten Bürger teilen, zu dummen linksgrünroten Gutmenschen und alle globalen Problemen werden ohne langes Nachdenken auf das angebliche Agitieren bestimmter Gruppen zurückgeführt, ohne ihre Multifaktorialität anzuerkennen. 

Und da die parlamentarische Demokratie mit dieser auf undifferenzierten Schuldzuweisungen und politischem Schwarz-Weiß-Denken beruhenden Kompromissunfähigkeit nicht vereinbar ist, favorisieren die Anhänger solcher Denkweisen zumindest insgeheim eine autokratische Herrschaftsform, in der der Führer nur die selbst formulierten „Volksinteressen“ ohne Rücksicht auf Minderheiten oder Interessen anderer Staaten durchsetzt. 
Dieses antidemokratisches, reaktionäres Denken äußert sich dann in der Begeisterung für osteuropäische Autokraten, wie Wladimir Putin oder Viktor Orban, denen unterstellt wird genau solche Führer zu sein. 

Man sieht, die primitive politische Grundhaltung, die den Ängsten und Forderungen dieser „besorgten Bürger“ und neuen Rechten zugrunde liegt, ist eine Bedrohung für das demokratische System, da sie weder Kompromisse noch andere politische Meinungen anerkennt. Daher ist es der absolut falsche Weg auf diese Ängste und Forderungen einzugehen oder sie gar aus Machtbestreben zu instrumentalisieren. Man kann den Vertreter solcher Meinungen in einer Diskussion mit rationalen Argument nicht klar machen, dass sie falsch liegen, da diese Option in ihrer Weltanschauung nicht vorgesehen ist. 


Wer Ängste beruhigen und Forderungen durch rationale Argumentationen zum Schweigen bringen will, der bekämpft nur die Symptome des Problems. Wer das eigentliche Problem lösen will, muss sich überlegen, wie man das indifferente Schwarz-Weiß-Denken bekämpfen kann. Und darauf gibt es nur eine halbwegs vernünftige Antwort: Bildung.

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